Theorie des Autoritären Charakters

Inwiefern lässt sich die Theorie des Autoritären Charakters der Kritischen Theorie auf die
heutige Gesellschaft anwenden? – Dokumentation einer Session auf dem IsraelSoliCamp 2016

1.1 Geschichte:

  • 1923 Studie „Arbeiter und Angestellte in der Weimarer Republik“ von Erich Fromm.
  • 1936 in Paris veröffentlichte »Studien über Autorität und Familie« von Max Horkheimer, Erich
    Fromm und Herbert Marcuse.
  • Ende 1940er in den USA veröffentlicht „The Authoritarian Personality“ von Theodor W. Adorno.

1.2. Bildung von Autorität nach Fromm:

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Infos zum Projekt „Watch: Antisemitism in Europe“

„Watch: Antisemitism in Europe“ startete als Reaktion auf das Attentat im Jüdischen Museum in Brüssel im Mai 2014 und als Reaktion auf die zögerliche Benennung des Problems: Antisemitismus in Europa.

Seit dem werden antisemitische Vorfälle dokumentiert, aber auch Analysen und Kommentare verlinkt. Die Beiträge werden dabei aus allen europäischen Ländern gesammelt und in einem „Teaser“ in englischer Sprache vorgestellt. Der Link bleibt im Original.

Das Projekt gibt es bislang nur als Facebook-Page: https://www.facebook.com/antisemitismineurope/ – es ist eine Art Watch-Blog auf Facebook

Zum Mai 2016 soll sich das ändern: es wird eine eigenständige Website geben, die eine Bestandsaufnahme des Antisemitismus in Europa zentral, langfristig dokumentiert und in englischer Sprache abrufbar macht.
Außerdem sollen eigene Beiträge publiziert werden.

Das Projekt kann vielfältig unterstützt werden:

  • Durch die Vermittlung von Kontakten und Hinweise auf Netzwerke

  • Durch das Teilen unseres Projekts mittels Facebook- und Kontaktdaten unter engagierten Akteur_innen und Netzwerken

  • Durch Hinweise im Bereich der Finanzierung mit Blick auf Fördertöpfe und -projekte sowie Spenden

  • Durch know how im Bereich der Vereinsgründung & -führung vor allem im Blick auf rechtliche Rahmenbedingungen

  • Durch know kow in Bezug auf Website & social media-Strategien

Bei Interesse oder Fragen, wendet euch anwatch.antisemitism.europe@gmail.com

Antisemitismus im Griechenland von Alexis Tsipras

Zusammenfassung zum Vortrag von Dimitri Kravvaris im Rahmen des IsraelSoliCamps (Hüll 2015)

1) Der Ausgangspunkt ist die breite Widerstandsfront, die sich in Griechenland gegen Europa und die Sparmaßnahmen-Politik im Rahmen der akuten Finanzkrise formierte. Daran nehmen u.a. die linksradikale Syriza-Partei, die Kommunistische Partei, die rechtspopulistische Anel und die Nazis der Chryssi Avgi teil. Die Leitidee der Widerstandsfront lautet: Griechenland sei kein unabhängiger Staat mehr, sondern eine Kolonie unter (hauptsächlich) deutscher Herrschaft; das Land bedrohe ein „sozialer Holocaust“. Der Einfluss der traditionellen Parteien (Pasok und Nea Dimokratia) nimmt allmählich ab und Syriza regiert seit Januar 2015 mit den Rechtspopulisten von Anel.

2) Bei allen erwähnten Parteien der Widerstandsfront ist die Holocaustrelativierung im Namen der Kritik an den europäischen Eliten eine gängige Strategie. Einige Beispiele: A) Ende Juni 2015 tweetete Anel-Abgeordneter Dimitris Kammenos eine Fotomontage, die den Tor-Schriftzug „Arbeit macht frei“ von Auschwitz durch den Satz „Menoume Evropi“ („Wir bleiben in Europa“) ersetzt. Verspotten wollte er damit die proeuropäischen Kundgebungen in Griechenland vor dem Juli-Referendum. B) Die Syriza Partei-Zeitung „I Avgi“ veröffentlichte im Februar 2015 eine Karikatur mit Wolfgang Schäuble in Nazi-Uniform, der von der Vernichtung der Griechen träumt. Es ist also kein Wunder, dass Syriza mit Anel koaliert.

3) Viele Griechen fühlen sich nicht nur als Opfer eines „Finanz-Rassismus“, sondern auch als Opfer eines nicht anerkannten „Holocausts“ in den vergangenen Jahrhunderten. Eine darauf bezogene Frage ist Teil einer Umfrage, die im Juni 2014 von der Universität Makedonien (Thessaloniki) durchgeführt wurde: „Werden an Griechen Genozide verübt, die genauso schlimm oder gar schlimmer als die Shoah sind?“ Die Frage wurde mit 70% bejaht. Anfang November dieses Jahres demonstrierten Tausende Griechen in Athen, um gegen die Aussage des Bildungsministers, Nikos Filis, bezüglich der Verfolgungen der christlichen Pontos-Griechen im Osmanischen Reich zu protestieren. Filis zufolge sollte man in diesem Fall von einer fürchterlichen ethnischen Säuberung sprechen, aber keinesfalls von einem Genozid. Sogar die Nazis der „Chryssi Avgi“ warfen ihm „Holocaustleugnung“ vor.

4) Trotz des herrschenden antizionistischen Diskurses in Griechenland (Hunderte von Blogs und andere Medien hetzen täglich gegen die „Zion-Nazis“, die entweder die „Reinheit“ des griechischen Volkes bedrohen oder die „unschuldigen Palästinenser“ unterjochen würden), setzte die Regierung Syriza-Anel die militärische und ökonomische Kooperation mit Israel fort. Alexis Tsipras war im November 2015 in Israel zum Staatsbesuch, obgleich er ein Jahr früher als Oppositionsführer an einer Pro-Palästina-Demonstration mit einer Kufiya, dem palästinensischen Nationalsymbol, teilnahm. Sein Besuch in Yad Vashem wurde von vielen griechischen Twitter-Nutzer*innen als eine Provokation angesehen, da die Wichtigkeit der Erinnerung an die Shoah im Vordergrund stand.

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Tweet von Alexis Tsipras nach seinem Besuch in Yad Vashem (November 2015): „Der Holocaust ist der schwärzeste Schandfleck der modernen Geschichte. Wir müssen der Ideologie des Hasses widerstehen“.

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Eine von den vielen (negativen) Reaktionen: „Der Holocaust der Juden gehört der finsteren Vergangenheit an. Der Holocaust der Griechen der kommenden Zeit“

 

Die Geschichte Israels

Protokoll zum Vortrag von Gabriel Goldberg

„Palästina“
Ist ein geographischer Begriff. Es gab nie einen Staat namens Palästina. Die Römer haben den Begriff benutzt um mit dem Begriff Judea auch Juden „wegzuwischen“ (zusammenhang zwischen Juden und Judea)

Zionistischer Weltkongress
Beim Sykes Picot Abkommen wurde der Aufteilung des Osmanischen Reiches besprochen, obwohl es noch nicht erobert war.

Peel Kommission
Das Britsche Mandat wollte Zugang zur Küste für sich sichern.

Britsches Mandatsgebiet
Die Briten haben das römische Wort ‘Palästina’ übernommen.
Wenn Menschen über ‘Palästina’ reden, kann man fragen, “Welches Palästina meint Ihr? Auch Jordanien?” (Das heutige Jordanien gehört ebenso zu dem geografischen Gebiet, dass als Palästina bezeichnet wurde)

Mohammed Amin al-Husseini
Der Titel ‘Großmufti von Jerusalem’ wurde von den Briten erfunden und an al-Husseini gegeben, weil er Frieden im Nah-Osten versprochen hat.

Unabhängigkeit

*14. Mai wurde als Wahltag ausgesucht, um die Orthodoxen schnell zu beruhigen (es war Shabbat)
* Am nächsten Tag kam der Angriff von Lebanon, Syrien, Äygpten, Iraq, Yemen, Jordanien
Ost Jerusalem war Jüdisch, wurde von Jordanien gefangen. Über 50 Synagogen zerstört, hunderte von Juden ermordet.
* Israelis haben Waffen aus 2. Hand benutzt, manche hatten sogar Hakenkreuze darauf.

IsraelSoliCamp 2015 – Sessions am Sonntag, 6.12.

  
Nach 13 Sessions am Samstag und spontanen Filmdiskussionen am Abend war am Sonntag noch Zeit für zwei Sessionblöcke, in denen drei Workshops, bzw. Vorträge angeboten wurden:

10.00-11.00 Uhr:

Gibt es einen Staat Palästina?

1988 PLO in Algier ausgerufen und Unabhängigkeitserklärung verkündet (Westbank und Gaza) von Yassir Arafat (1968 Charta mit Anspruch auf ganzes Gebiet Israels, PLO hat sich durch Terror hervorgetan)
UN-Resolution 181 1947 – Teilungsplan: nur von Israel anerkannt
1964 PLO in Ost-Jerusalem gegründet

Was macht einen Staat?

  1. Staatsvolk
  2. Staatsgebiet
  3. Staatsmacht

-> Souveränität
(Staatsform ist nicht vorgegeben in der UN)

Der „Staat Palästina“ wurde zwischen November 1988 bis Oktober 2014 durch 135 von 193 UN-Mitgliedsstaaten anerkannt (Ostblock, afrikanische Staaten, mittel- und südamerikanische Staaten einzelne europäische…) -> symbolische Anerkennung
PA 1994 errichtet: quasi-staatliche Einrichtung mit exekutiver Gewalt in den palästinensischen Autonomiegebieten – Präsident Mahmud Abbas gewählt, vom Nationalrat der PLO zum „Präsidenten eines zukünftigen Staates“ gewählt seither keine Neuwahl
23.09.2011 Antrag bei der UN auf Vollmitgliedschaft (wurde abgelehnt)
29.11.2012 Palästina erhält Beobachterstatus in der UN („non member observer state status“)

PA: 4,36 Mio. Einwohner (Westbank: 2,77 und Gaza: 1,86) – angewiesen auf Israel, Währung: Shekel, teilweise Jordanischer Dinar

Gescheiterter Staat: Grundlegende Funktionen des Staates werden nicht mehr erfüllt. In der UN-Charta nicht konkreter geregelt

Fund for Peace & Foreign Policy:

  • Demographic pressures
  • Refugees
  • Group Grievance
  • Human Flight and Brain Drain
  • Factionalized Elites
  • External Intervention

2006 bewaffnete Konflikte mit der Hamas in Ramallah bis Sommer 2007 -> Fatah flog aus Gaza, Hamas übernimmt die Kontrolle in Gaza
Fatah-Regime in Ramallah und Hamas in Gaza, Hamas nicht international als Partner anerkannt (Hamas international teilweise als terroristische Organisation eingestuft)

Einführung zur Kritik des Antisemitismus

Bereits 1894 H. Bahr: Gäbe es den Juden nicht, der Antisemit müsste ihn erfinden – nach 1945 findet dieser Paradigmenwechsel der Antisemitismusbetrachtung statt

Geschichte Antisemitismus:

  • Antijudaismus im Mittelalter und frühe Neuzeit (religiös begründeter Hass)
  • seit dem 19. Jahrhundert Antisemitismus (Juden sind „Rasse“)
  • 1933-1945 Vernichtungsantisemitismus der Nationalsozialisten
  • seit 1945 sekundärer Antisemitismus „Judenfeindschaft nicht trotz, sondern wegen Auschwitz“, „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen“ -> Schuldabwehr (Schuld und Abwehr 1955 Adorno)
  • neue Motivation zu alten antisemitischen Stereotypen dazugekommen: unbewusste Schuldgefühle, unangenehme Gefühle und da heraus Abwehrreaktionen (z.B. Relativierung, Leugnung der Judenfeindschaft während des NS, Antisemitismus sei aufgrund des Verhaltens der Juden nach 1945 legitim etc.)
  • Leseempfehlung SPIEGEL-Artikel „Völlig neue Dimension“
  • bis heute Schuldabwehr-Antisemitismus (z.B. „Israel als neue Nazis“, permanente Erinnerung an Kollektivschuld mache einen zum Antisemiten, besondere Verantwortung der Deutschen richtet sich gegen Israel – man habe aus der Vergangenheit gelernt und müsse daher Kritik üben, Vermischung Jude und Israel etc.) in allen Bereichen der Bevölkerung, aber auch unverhohlener Naziantisemitismus, Antijudaismus

(Demnächst erscheint dazu eine Broschüre, die online verfügbar sein wird)

Fußball und Antisemitismus

Aktuelle Vorfälle:

  • Israel-Fahne bei Spiel gegen Union Berlin – Polizei ordnete an, Fahne „aus Sicherheitsgründen“ abzunehmen (beide Vereine haben diesen Vorgang kritisiert)
  • TuS Makkabi und Meteor 06: Zeitung titelt „Bei TuS Makkabi und Meteor 06 fliegen die Fetzen“ – Verharmlosung der antisemitischen Beleidigungen und Angriffe während des Spiels

Beispiele Judenhass:

  • „Juden Jena“- Grafitti
  • Schweiz: St. Gallen und Luzern „Fußball macht frei“-Slogan

Beispiele Israelhass:

  • Bosnien: vor einem Fußballspiel über die Israelfahne getrampelt
  • „Free Palestine“-Banner
  • „Stop Imperialism“ und „Stop ISIS“ (dazu USA, Israel…) bei baskischer Mannschaft
    -> Tendenz von vulgärem Antisemitismus zu politischen Aussagen

Strukturelemente des Fußballs, die nicht von den Fans hinterfragt werden (nicht zwangsläufig antisemitisch aber direkt anschlussfähig an strukturellen Antisemitismus)

  • Kapitalismuskritik
  • „Gegen den modernen Fußball“, „Tradition schlägt jeden Trend“ – Ablehnung der Moderne und Imagination der Vergangenheit
  • Glorifizierung der Arbeit
  • Gewaltaspekt