IsraelSoliCamp 2015 – Sessions am Sonntag, 6.12.

  
Nach 13 Sessions am Samstag und spontanen Filmdiskussionen am Abend war am Sonntag noch Zeit für zwei Sessionblöcke, in denen drei Workshops, bzw. Vorträge angeboten wurden:

10.00-11.00 Uhr:

Gibt es einen Staat Palästina?

1988 PLO in Algier ausgerufen und Unabhängigkeitserklärung verkündet (Westbank und Gaza) von Yassir Arafat (1968 Charta mit Anspruch auf ganzes Gebiet Israels, PLO hat sich durch Terror hervorgetan)
UN-Resolution 181 1947 – Teilungsplan: nur von Israel anerkannt
1964 PLO in Ost-Jerusalem gegründet

Was macht einen Staat?

  1. Staatsvolk
  2. Staatsgebiet
  3. Staatsmacht

-> Souveränität
(Staatsform ist nicht vorgegeben in der UN)

Der „Staat Palästina“ wurde zwischen November 1988 bis Oktober 2014 durch 135 von 193 UN-Mitgliedsstaaten anerkannt (Ostblock, afrikanische Staaten, mittel- und südamerikanische Staaten einzelne europäische…) -> symbolische Anerkennung
PA 1994 errichtet: quasi-staatliche Einrichtung mit exekutiver Gewalt in den palästinensischen Autonomiegebieten – Präsident Mahmud Abbas gewählt, vom Nationalrat der PLO zum „Präsidenten eines zukünftigen Staates“ gewählt seither keine Neuwahl
23.09.2011 Antrag bei der UN auf Vollmitgliedschaft (wurde abgelehnt)
29.11.2012 Palästina erhält Beobachterstatus in der UN („non member observer state status“)

PA: 4,36 Mio. Einwohner (Westbank: 2,77 und Gaza: 1,86) – angewiesen auf Israel, Währung: Shekel, teilweise Jordanischer Dinar

Gescheiterter Staat: Grundlegende Funktionen des Staates werden nicht mehr erfüllt. In der UN-Charta nicht konkreter geregelt

Fund for Peace & Foreign Policy:

  • Demographic pressures
  • Refugees
  • Group Grievance
  • Human Flight and Brain Drain
  • Factionalized Elites
  • External Intervention

2006 bewaffnete Konflikte mit der Hamas in Ramallah bis Sommer 2007 -> Fatah flog aus Gaza, Hamas übernimmt die Kontrolle in Gaza
Fatah-Regime in Ramallah und Hamas in Gaza, Hamas nicht international als Partner anerkannt (Hamas international teilweise als terroristische Organisation eingestuft)

Einführung zur Kritik des Antisemitismus

Bereits 1894 H. Bahr: Gäbe es den Juden nicht, der Antisemit müsste ihn erfinden – nach 1945 findet dieser Paradigmenwechsel der Antisemitismusbetrachtung statt

Geschichte Antisemitismus:

  • Antijudaismus im Mittelalter und frühe Neuzeit (religiös begründeter Hass)
  • seit dem 19. Jahrhundert Antisemitismus (Juden sind „Rasse“)
  • 1933-1945 Vernichtungsantisemitismus der Nationalsozialisten
  • seit 1945 sekundärer Antisemitismus „Judenfeindschaft nicht trotz, sondern wegen Auschwitz“, „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen“ -> Schuldabwehr (Schuld und Abwehr 1955 Adorno)
  • neue Motivation zu alten antisemitischen Stereotypen dazugekommen: unbewusste Schuldgefühle, unangenehme Gefühle und da heraus Abwehrreaktionen (z.B. Relativierung, Leugnung der Judenfeindschaft während des NS, Antisemitismus sei aufgrund des Verhaltens der Juden nach 1945 legitim etc.)
  • Leseempfehlung SPIEGEL-Artikel „Völlig neue Dimension“
  • bis heute Schuldabwehr-Antisemitismus (z.B. „Israel als neue Nazis“, permanente Erinnerung an Kollektivschuld mache einen zum Antisemiten, besondere Verantwortung der Deutschen richtet sich gegen Israel – man habe aus der Vergangenheit gelernt und müsse daher Kritik üben, Vermischung Jude und Israel etc.) in allen Bereichen der Bevölkerung, aber auch unverhohlener Naziantisemitismus, Antijudaismus

(Demnächst erscheint dazu eine Broschüre, die online verfügbar sein wird)

Fußball und Antisemitismus

Aktuelle Vorfälle:

  • Israel-Fahne bei Spiel gegen Union Berlin – Polizei ordnete an, Fahne „aus Sicherheitsgründen“ abzunehmen (beide Vereine haben diesen Vorgang kritisiert)
  • TuS Makkabi und Meteor 06: Zeitung titelt „Bei TuS Makkabi und Meteor 06 fliegen die Fetzen“ – Verharmlosung der antisemitischen Beleidigungen und Angriffe während des Spiels

Beispiele Judenhass:

  • „Juden Jena“- Grafitti
  • Schweiz: St. Gallen und Luzern „Fußball macht frei“-Slogan

Beispiele Israelhass:

  • Bosnien: vor einem Fußballspiel über die Israelfahne getrampelt
  • „Free Palestine“-Banner
  • „Stop Imperialism“ und „Stop ISIS“ (dazu USA, Israel…) bei baskischer Mannschaft
    -> Tendenz von vulgärem Antisemitismus zu politischen Aussagen

Strukturelemente des Fußballs, die nicht von den Fans hinterfragt werden (nicht zwangsläufig antisemitisch aber direkt anschlussfähig an strukturellen Antisemitismus)

  • Kapitalismuskritik
  • „Gegen den modernen Fußball“, „Tradition schlägt jeden Trend“ – Ablehnung der Moderne und Imagination der Vergangenheit
  • Glorifizierung der Arbeit
  • Gewaltaspekt

Projekte „Watch: Antisemitism in Europe“ und „#everydayantisemitism“

#everydayantisemitism ist ein Blog mit mehr als 100.000 aktiven Nutzenden pro Woche. Es berichtet über antisemitischtischen Vorfälle Weltweit.

everydayantisemitism.uk sucht Leute die sich in ganz Europa einbringen wollen. Meldet euch bitte bei Chloë, wenn ihr mitmachen wollt oder jemanden kennt der aushelfen könnte.

Ein ähnliches facebook-basiertes Projekt ist Watch: Antisemitism in Europe, die derzeit auch planen, eine Webseite zu starten.

REMEMBERING – Erinnerung an die Shoa aus Perspektive der vierten Generation in Israel und Deutschland

Wie erinnern wir heute, 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, an die deutschen Verbrechen? Welche Rolle spielt die Shoah – der Mord an den Juden Europas – für die gesellschaftliche Diskussion und für die politische Kultur in Deutschland und Israel? Wie steht es um die vielzitierte Verantwortung, um die Lehren aus der Geschichte? Und wie wirken die Folgen der Shoah heute in Israel fort?

Diese Leitfragen bildeten den Ausgangspunkt für das von ABC Bildungs- und Tagungszentrum e.V. und Beit Ben Yehuda Jerusalem getragen Projekt REMEMBERING. In dieser Session hat Henning Wötzel-Herber, Webseite und Filme des Projekts remembering.today vorgestellt, das Konzept und die Entstehungsgeschichte dahinter erläutert und Fragen zu den Bildungsprozessen und Wirkungen der Arbeit bei den Teilnehmenden beantwortet.

REMEMBERING sucht Antworten auf diese Fragen. 18 jungen Menschen aus Israel und Deutschland schildern uns, welche Bedeutung die Shoa heute für sie hat, recherchieren die Geschichte ihre Groß- oder Urgroßeltern und verarbeiten ihre Erkenntnisse in Kurzfilmen, Texten und Fotos.

REMEMBERING will junge Menschen ermutigen, sich kreativ mit ihrer Geschichte sowie Täter- und Opferperspektiven auseinanderzusetzen. Wir vermitteln die dafür nötige Medienkompetenz: Alle Teilnehmer_innen werden in Filmdramaturgie, multimedialen Erzähltechniken, Schnitt und Grundlagen der Kameraarbeit geschult. Die Geschichte des Holocaust, die jeweils nationalen Erzählungen – im Land der Täter und im Land, das den Überlebenden neue Heimat wurde – und die Reflektion der eigenen Geschichte und der Verortung in ihr nehmen breiten Raum ein.

Außerdem wurde diskutiert, in welchen Kontexten die entstandenen Medien am produktivsten eingesetzt werden können.

Beispielhaft hier einige der im Projekt enstandenen Kurzfilme. Den kompletten „Katalog“ gibt es unter remembering.today.

Meine Vorfahren in Litzmannstadt – Angela Besteck from ABC Bildungs- und Tagungszentrum on Vimeo.

ALON ESHEL from ABC Bildungs- und Tagungszentrum on Vimeo.

REMEMBERING: Ludwig Decke: Zweifach verfolgt from ABC Bildungs- und Tagungszentrum on Vimeo.

Antisemitismus im Griechenland von Alexis Tsipras

In einem Vortrag auf dem IsraelSoliCamp berichtete der Blogger Dimitri Kravvaris über Antisemitismus in Griechenland. Eine ausführlichere Zusammenfassung folgt hier noch. Dimitri wurde schon im Februar zu dem Thema von IsraelSoliCamp-Teilnehmerin Carolin Mothes in der Jungle World interviewt:

Nach einer weltweiten Studie zum Antisemitismus, die von der Anti-Defamation League durchgeführt wurde, hegen 69 Prozent der griechischen Bevölkerung antisemitsche Überzeugungen. Das ist der höchste Prozentsatz in Europa.

Eine ausführlichere Zusammenfassung des Vortrages ist mittlerweile auch verfügbar.

Einführung zum Antisemitismus – Merkmale und Unterscheidung vom Rassismus/Antijudaismus

  
In einem Brainstorming wurde gesammelt, was Antisemitismus ist und wo und in welcher Form er den Teilnehmenden bisher begegnet ist. Grundlegende Begriffe wurden dabei geklärt und über aktuelle und historische Beispiele diskutiert. Anhand persönlicher Erfahrungen, theoretischem Wissen und an beispielhaften Karikaturen und medialen Darstellungen wurden zu Unterscheidungen von Antisemitismus und Rassismus gearbeitet.
   
 
   
 

IsraelSoliCamp 2015 – Sessions am Samstag, 5.12.

Sessionplan des IsraelSoliCamp vom Samstag, 5.12.2015
Sessionplan des IsraelSoliCamp vom Samstag, 5.12.2015
Mit Brainstormings, World Café, Themensammlungen und Kennenlernen begann am 4.12.2015 das dritte IsraelSoliCamp mit 35 Teilnehmenden. Am Samstag startete der erste BarCamp-Tag. Folgende Sessions wurden angeboten:

11.00-13.00 Uhr:

11.00-12.00 Uhr:

  • Israelis in Berlin (Nirit Bialer, HaBait)

13.00-13.00 Uhr:

  • Internationale Jugendfriedensdienste in Israel (Thomas Kotte, Freundeskreis Neve Hannah)

14.30-15.30 Uhr:

15.30-16.30 Uhr:

17.00-18.00 Uhr:

18.00-19.00 Uhr: