Antisemitismus im Griechenland von Alexis Tsipras

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Zusammenfassung zum Vortrag von Dimitri Kravvaris im Rahmen des IsraelSoliCamps (Hüll 2015)

1) Der Ausgangspunkt ist die breite Widerstandsfront, die sich in Griechenland gegen Europa und die Sparmaßnahmen-Politik im Rahmen der akuten Finanzkrise formierte. Daran nehmen u.a. die linksradikale Syriza-Partei, die Kommunistische Partei, die rechtspopulistische Anel und die Nazis der Chryssi Avgi teil. Die Leitidee der Widerstandsfront lautet: Griechenland sei kein unabhängiger Staat mehr, sondern eine Kolonie unter (hauptsächlich) deutscher Herrschaft; das Land bedrohe ein „sozialer Holocaust“. Der Einfluss der traditionellen Parteien (Pasok und Nea Dimokratia) nimmt allmählich ab und Syriza regiert seit Januar 2015 mit den Rechtspopulisten von Anel.

2) Bei allen erwähnten Parteien der Widerstandsfront ist die Holocaustrelativierung im Namen der Kritik an den europäischen Eliten eine gängige Strategie. Einige Beispiele: A) Ende Juni 2015 tweetete Anel-Abgeordneter Dimitris Kammenos eine Fotomontage, die den Tor-Schriftzug „Arbeit macht frei“ von Auschwitz durch den Satz „Menoume Evropi“ („Wir bleiben in Europa“) ersetzt. Verspotten wollte er damit die proeuropäischen Kundgebungen in Griechenland vor dem Juli-Referendum. B) Die Syriza Partei-Zeitung „I Avgi“ veröffentlichte im Februar 2015 eine Karikatur mit Wolfgang Schäuble in Nazi-Uniform, der von der Vernichtung der Griechen träumt. Es ist also kein Wunder, dass Syriza mit Anel koaliert.

3) Viele Griechen fühlen sich nicht nur als Opfer eines „Finanz-Rassismus“, sondern auch als Opfer eines nicht anerkannten „Holocausts“ in den vergangenen Jahrhunderten. Eine darauf bezogene Frage ist Teil einer Umfrage, die im Juni 2014 von der Universität Makedonien (Thessaloniki) durchgeführt wurde: „Werden an Griechen Genozide verübt, die genauso schlimm oder gar schlimmer als die Shoah sind?“ Die Frage wurde mit 70% bejaht. Anfang November dieses Jahres demonstrierten Tausende Griechen in Athen, um gegen die Aussage des Bildungsministers, Nikos Filis, bezüglich der Verfolgungen der christlichen Pontos-Griechen im Osmanischen Reich zu protestieren. Filis zufolge sollte man in diesem Fall von einer fürchterlichen ethnischen Säuberung sprechen, aber keinesfalls von einem Genozid. Sogar die Nazis der „Chryssi Avgi“ warfen ihm „Holocaustleugnung“ vor.

4) Trotz des herrschenden antizionistischen Diskurses in Griechenland (Hunderte von Blogs und andere Medien hetzen täglich gegen die „Zion-Nazis“, die entweder die „Reinheit“ des griechischen Volkes bedrohen oder die „unschuldigen Palästinenser“ unterjochen würden), setzte die Regierung Syriza-Anel die militärische und ökonomische Kooperation mit Israel fort. Alexis Tsipras war im November 2015 in Israel zum Staatsbesuch, obgleich er ein Jahr früher als Oppositionsführer an einer Pro-Palästina-Demonstration mit einer Kufiya, dem palästinensischen Nationalsymbol, teilnahm. Sein Besuch in Yad Vashem wurde von vielen griechischen Twitter-Nutzer*innen als eine Provokation angesehen, da die Wichtigkeit der Erinnerung an die Shoah im Vordergrund stand.

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Tweet von Alexis Tsipras nach seinem Besuch in Yad Vashem (November 2015): „Der Holocaust ist der schwärzeste Schandfleck der modernen Geschichte. Wir müssen der Ideologie des Hasses widerstehen“.

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Eine von den vielen (negativen) Reaktionen: „Der Holocaust der Juden gehört der finsteren Vergangenheit an. Der Holocaust der Griechen der kommenden Zeit“

 

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